Für ihn war der Weg zur "Sexy"-Variante vorgezeichnet - den

Für ihn war der Weg zur "Sexy"-Variante vorgezeichnet - den
Ein Rückblick in die Entstehungsphase der "Commedia sexy all'italiana"

Mittwoch, 16. Januar 2013

Django sfida Sartana (Django gegen Sartana) 1970 Pasquale Squitieri


Inhalt: Während Django (Tony Kendall) Jagd auf die Verbrecherbande von Crow (Teodoro Corrà) macht, bekommt die Stadt,. in der sein Bruder Steve (John Alvar) lebt, Besuch von dem gefürchteten Pistolero Sartana (George Ardisson). Steves Boss, der Bankdirektor Singer (Bernard Farber), will Sartana mit 3000 Dollar kaufen, damit dieser seine Bank in Ruhe lässt. Aus diesem Grund schickt er Steve zu ihm, aber Sartana verweigert entrüstet das Angebot, da er niemals Banken ausraubt. Wenig später verlässt er wieder die Stadt.

Kurz darauf wird Singer ermordet, dessen Nichte (Adler Grey) entführt und der äußerlich unbeschädigte Banksafe wird leer aufgefunden. Als man Steve im Bett mit der Bardame Maria findet, die Taschen voller Geld, ist für die Männer der Fall klar. Steve hat mit Sartana gemeinsame Sache gemacht, weshalb sie ihn mitten in der Stadt aufhängen. Ein Anblick, der Django zuerst in Trauer stürzt, dann voller Wut die Jagd auf Sartana beginnen lässt...


Angeführt von Django (Tony Kendall) traben die Reiter langsam durch hohes Gras, bevor sie auf einer von saftig grünen Wiesen überzogenen Hügellandschaft die Bande von Crow (Teodoro Corrà) finden. Weder das verhaltene Tempo, noch die intensiven Farben deuten auf einen staubigen Italo-Western hin, aber dann zieht Django nicht nur seinen Hut ins Gesicht, sondern auch schneller als sein Gegner, womit der Job abgeschlossen ist. Regisseur Pasquale Squitieri, hier unter dem Pseudonym William Redford, begann seine Karriere mit diesem Western (sieht man von dem intimen Erstversuch "Io e dio" (1969) über seine sizilianische Heimat einmal ab), zu dem der damals Anfang 30jährige auch das Drehbuch schrieb. Wahrscheinlich hatte er die Entwicklung des Genres in den 60er Jahren, das 1970 schon seinen Zenit überschritten hatte, genau beobachtet - anders ist die Wahl von Django und Sartana als Hauptfiguren nicht zu erklären.

Tatsächlich mutet "Django sfida Sartana" (Django gegen Sartana) teilweise wie eine Parodie auf den Western an, da die Story nur auf Basis der Berühmtheit der beiden Protagonisten funktioniert. Schon die Ankunft Sartanas (George Ardisson) in der Kleinstadt ruft gleich einen Rotzlöffel auf den Plan, der sich mit ihm duellieren will, und der hiesige Bankdirektor Singer (Bernard Farber) schickt sofort einen Mitarbeiter mit 3000 Dollar, um Sartana dazu zu bewegen, nicht die Bank auszurauben. Dabei handelt es sich nicht um irgendeinen Mitarbeiter, sondern um Djangos Bruder Steve (John Alvar), auf den der Bankdirektor zurückgreift, da sein berühmter großer Bruder - der einzige, der angeblich noch schneller schießt als Sartana - zur Zeit anderweitig beschäftigt ist. Als er ein paar Tage später in die Stadt zurückkommt, findet er seinen kleinen Bruder tot vor. Von einem Lynchmob gehängt, weil dieser angeblich die Mitschuld am Tod des Bankdirektors trägt und gemeinsam mit Sartana die Bank ausgeraubt haben soll. Wütend macht er sich auf den Weg, seinen Bruder zu rächen.

Die an sich gute Grundidee der Story wird von Squitieri holprig und wüst geschnitten inszeniert, und hinterlässt einen uneinheitlichen Eindruck. Entspricht der gelungene Titelsong zu Beginn noch den Genre-Traditionen, verfällt die Musik zeitweise in moderne jazzartige Klänge, passend zu der geföhnten Langhaarfrisur der meisten männlichen Darsteller, womit eher auf das Entstehungsjahr des Films hingewiesen wird als auf den Handlungszeitpunkt. Auch die Gewaltszenen hinterlassen einen inkonsequenten Eindruck. Erst werden sie mit sadistischem Gestus angekündigt, dann wirken sie in ihrer Blutarmut und Körperlosigkeit häufig lächerlich. Zudem wird das Erzähltempo teilweise unnötig verschleppt, wenn minutenlang nur reitende Cowboys gezeigt werden, interessante Aspekte aber nur kurz angerissen und nicht weiter verfolgt werden. Nachdem das Bierglas des dunkelhäutigen Barpianisten mit einer rassistischen Beleidigung zerschossen wurde, bleibt diese Szene ohne weitere Konsequenzen. Mehrfach noch deutet Squitieri den im Westen vorherrschenden Rassismus an, bleibt aber immer bei im Gesamtkontext unerheblichen Szenen.

Auch der zwiespältige Charakter von Djangos kleinem Bruder, hätte mehr Beachtung verdient gehabt, denn nachdem sich der brave Bankmitarbeiter bei Sartana eine Abfuhr holte - wobei dieser noch betonte, grundsätzlich keine Banken zu überfallen - fiel ihm nichts besseres ein, als das Geld der Bank mit der Hure Maria zu verjubeln, weshalb man ihm ohne weitere Argumente die Schuld an dem Bankraub in die Schuhe schieben konnte. Natürlich ist Jedem klar, dass Steve daran unschuldig ist, aber hätte er das Geld einfach wieder zurückgebracht, wie es seinem bisher untadeligen Lebenswandel entsprach, wäre der gesamte Plan des Drahtziehers gefährdet gewesen. Auf dieses Fehlverhalten geht der Film leider ebenso wenig ein wie auf die Frage, warum Django, nachdem man ihm diese Geschichte aufgetischt hatte, nicht noch wenigstens den Lynchmob bestraft hatte? - Nur dieser trug die Schuld am Tod seines Bruders. Stattdessen beginnt er sofort mit der Verfolgung Sartanas, obwohl er von dessen Unschuld dank eines Tagebucheintrags seines Bruders schon weiß – wann er diesen zwischen der Ablehnung Sartanas und den Verführungskünsten Marias verfasst haben soll, bleibt ein Rätsel.

Man kann Pasquale Squitieri die Liebe zum Western nicht absprechen – mit „La vendetta è un piatto che si serve freddo“ (Drei Amen für ein Hallelujah, 1971) ließ er noch einen weiteren folgen - denn einige Szenen des Films sind gut inszeniert und atmen den Mythos des Genres. Auch Ardisson als cooler Revolverheld kann überzeugen, etwa wenn er den jugendlichen Angeber, der ihn herausfordert, ohne Schuss in seine Schranken weist. Kendall als Django wirkt dagegen vor allem nett, ohne jeden Anflug einer bedrohlichen Aura. Doch einzelne gute Szenen ergeben noch keinen guten Film, der besonders an seiner unschlüssig entworfenen, unlogischen Story krankt. Der Zwang, den Filmtitel, der eine Auseinandersetzung der beiden Superschützen versprach, irgendwie zu begründen, wird an Squitieris sehr konstruiertem Drehbuch sichtbar. Dass Django den Tagebucheintrag seines Bruders erst nach ihrem Kampf vorlegt, der Sartanas Unschuld beweist, erklärt auch nicht, warum sie sich zuvor hatten schlagen müssen.

Schon dass Django zuvor seine Waffe niederlegte, um die Sache zwischen ihm und Sartana mit der Faust auszutragen, enttäuschte die Erwartungen, weil diese „sanfte“ Form der Rache jeder inhaltlichen Grundlage entbehrte, passte aber hervorragend zu einem Film, indem sich die Helden zuerst gegenseitig grün und blau schlagen, um im nächsten Moment, wenn es gemeinsam gegen den tatsächlichen Feind geht, wieder mit frisch gestählten, unversehrten Gesichtern davon zu reiten. „Django sfida Sartana“ lässt Pasquale Squitieris Regisseur-Talent in einzelnen Szenen erkennen, auch sind die optischen Mängel sicherlich dem knappen Budget geschuldet, aber eine größere Sorgfalt bei der Ausarbeitung der Grundidee hätte diese Schwächen ausgleichen können, so wie die gesellschaftskritischen Anspielungen des überzeugten Kommunisten zu schwach und inkonsequent bleiben.

"Django sfida Sartana" Italien 1970, Regie: Pasquale Squitieri, Drehbuch: Pasquale Squitieri, Darsteller : Tony Kendall, George Ardisson, Bernard Farber, José Torres, Adler Grey, Laufzeit : 84 Minuten

weitere im Blog besprochene Filme von Pasquale Squitieri:

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Der Name "L'amore in città" bezieht sich auf einen Episoden Film aus dem Jahr 1953, der erstmals Regisseure in Italien dazu brachte, ihre extra dafür geschriebenen und gedrehten Kurzfilme zu einem Gesamtwerk zu vereinen. Der Episodenfilm steht symbolisch für eine lange, sehr kreative Phase im italienischen Film, die in vielerlei Hinsicht stilbildend für die Kunstform Film wurde. Die intensive Genre-übergreifende Zusammenarbeit unter den Filmschaffenden war eine wesentliche Grundlage dafür.