Für ihn war der Weg zur "Sexy"-Variante vorgezeichnet - den

Für ihn war der Weg zur "Sexy"-Variante vorgezeichnet - den
Ein Rückblick in die Entstehungsphase der "Commedia sexy all'italiana"

Montag, 17. August 2009

"L'amore in città" und die Folgen - der italienische Episodenfilm

"Siamo donne" (Wir Frauen, 1953)
Als Italien einige seiner berühmtesten Regisseure 1989 dazu aufforderte, Kurzfilme über die Städte zu drehen, in denen Spiele der Fußballweltmeisterschaft 1990 stattfinden sollten („12 registi per 12 città“), bewiesen sie ein gutes Gefühl für Tradition, denn sie führten damit drei der sechs Regisseure wieder zusammen, die 1953 einen der ersten italienischen Episodenfilme „L’amore in città" gemeinsam erstellten - Michelangelo Antonioni, Alberto Lattuada und Carlo Lizzani. Es hatte ein Jahr zuvor, 1952, mit „Le sept pechés capitaux“ („Die sieben Todsünden“) schon eine französisch /italienische Gemeinschaftsproduktion gegeben, an der auch Roberto Rossellini, Eduardo De Fillippo sowie Antonio Pietrangeli als Drehbuchautor beteiligt waren, aber erst „L’amore in città“ (Liebe in der Stadt) und der parallel entstandene "Siamo donne" (Wir Frauen, 1953) läuteten eine jahrzehntelange Zusammenarbeit der unterschiedlichsten Regisseure ein, die es besonders in den 60er Jahren zu einer produktiven Blüte brachte.


Der italienische Episodenfilm

Franchi und Ingrassia in "La donna degli altri è sempre più bella" (1963)
Das Zusammenfassen unterschiedlicher Kurzfilme in einen Gesamtfilm ist nicht ohne Grund in den letzten Jahrzehnten aus der Mode gekommen, auch wenn zu bestimmten Anlässen hin und wieder auf diese Kunstform zurückgegriffen wird. Der Episodenfilm bedarf seitens des Betrachters eine hohe Aufmerksamkeit, da durch die wechselnden Darsteller, Inhalte und Stile kaum eine Identifikation aufgebaut werden kann. Zudem neigt man automatisch dazu, die einzelnen Filme miteinander zu vergleichen und zu bewerten, obwohl im Idealfall erst durch das Zusammenspiel bewusst unterschiedlicher Interpretationen der Gesamteindruck zu einem komplexen Thema entsteht.

Nino Manfredi in "I complessi" (1965)
Die Besonderheit des italienischen Episodenfilms dieser Zeit liegt in der Wahl übergeordneter Begriffe. Anders als bei einem Film über die sieben Todsünden oder über 12 Städte sind die Kurzfilme inhaltlich nicht von einander abgegrenzt, sondern behandeln alle dasselbe Thema. Dadurch ist es erforderlich, den eigenen Beitrag mit dem anderer Regisseure abzustimmen und eine Reihenfolge zu bestimmen, die dem Gesamtfilm eine nachvollziehbare Dynamik gibt. Diese notwendige Unterordnung und inhaltliche Reduzierung widerspricht in der Regel dem Ego eines Regisseurs, der sich zudem der Gefahr aussetzt, von einem anderen in den Schatten gestellt zu werden. Leider wurden diese Vergleiche in der Regel von der Filmkritik gefördert, da diese selten das Gesamtwerk im Auge behielt, sondern den einzelnen Film aus dem Zusammenhang gerissen betrachtete – ein fahrlässiger Umgang mit einem Episodenfilm. Wahrscheinlich sind deshalb die meisten dieser Filme inzwischen in Vergessenheit geraten oder werden wie bei „Boccaccio ’70“ nur noch als Einzelfilme dem jeweiligen Regisseur zugeordnet.

Monica Vitti in "Le coppie" (1970)
Dabei versinnbildlicht die ungewöhnlich hohe Anzahl von Episodenfilmen die intensive Zusammenarbeit italienischer Filmkünstler seit den frühen 40er Jahren - ein außergewöhnliches Merkmal der italienischen Filmlandschaft. Ob als Autor, Regie-Assistent, Darsteller oder Regisseur – die gegenseitige Beeinflussung und nicht zuletzt auch Ausbildung und Unterstützung jüngerer Filmemacher durchzieht einen Großteil der italienischen Filme ab diesem Zeitpunkt. Die Episodenfilme der frühen 50er Jahre wirken noch wie ein erster Versuch, denn erst in den 60ern bis in die 70er hinein wurde daraus eine intensive Zusammenarbeit, an der nicht zufällig einige Regisseure mehr, andere nur sporadisch oder gar nicht beteiligt waren.


Die 50er Jahre (Frühphase)

"Se vincessi cento millioni" (1953)
Wenn einer Person ein besonderer Verdienst an dieser Idee zugestanden werden muss, dann Cesare Zavattini, der fast ausschließlich als Drehbuch-Autor arbeitete. Als solcher war er auch verantwortlich für die beiden prägenden Episodenfilme der frühen 50er Jahre - „L’amore in città“ und „Siamo donne“ - beide von 1953. Die Namen der beteiligten Regisseure lesen sich wie ein „Who is who“ der damaligen Zeit – Federico Fellini, Luchino Visconti, Roberto Rossellini, Michelangelo Antonioni, Alberto Lattuada, Luigi Zampa, Carlo Lizzani, Dino Risi - um nur die bekanntesten zu nennen - und dazu kamen noch deren Musen Ingrid Bergman, Anna Magnani, Alida Valli und Isa Miranda.

Ingrid Bergman spricht zum Publikum in "Siamo donne"
Während für Antonioni die Mitarbeit an „L’amore in città“ lange Zeit eine einmalige Sache blieb - ein Jahr zuvor hatte er mit „I vinti“ einen dreiteiligen Episodenfilm unter alleiniger Regie gedreht - war besonders Roberto Rossellini zu diesem Zeitpunkt ein Verfechter des Episodenfilms. Er hatte schon seinen 1948 entstandenen Film „L’Amore“ in zwei Episoden aufgeteilt, die beide mit Anna Magnani in der Hauptrolle verfilmt wurden. Er behielt als Regisseur zwar die leitende Funktion, überließ es aber so unterschiedlichen Autoren wie Federico Fellini („Il Miracolo“) und Jean Cocteau („La voce umana“), dass Thema von verschiedenen Gesichtspunkten aus zu betrachten. Nach seiner Mitarbeit an den „Sieben Todsünden“ und der Episode über seine damalige Frau Ingrid Bergman in „Siamo donne“, beteiligte er sich noch an „Amori di mezzo secolo“ von 1954, zu dem er einen Film über „Neapel 1943“ beisteuerte, bevor es dann bis zum Beginn der 60er Jahre wieder still um den Episodenfilm in Italien wurde.

Totò in "Questa è la vita" (1954)
Bemerkenswert an dem heute vergessenen „Amori di mezzo secolo“ ist die Kombination erfahrener Regisseure wie Rossellini mit jüngeren Kollegen wie Antonio Pietrangeli oder Pietro Germi. Für Pietrangeli, der zuvor als Assistent bei Rossellini („Europa ’51“) und Visconti („Ossessione“(1942) und  "La terra trema“ (Die Erde bebt, 1948)) gearbeitet hatte, wurde es seine zweite Regie-Arbeit. Dabei begegnete er auch erstmals Ettore Scola, der als 23jähriger Autor zu zwei Episoden das Drehbuch schrieb, darunter auch für Pietrangeli - der Beginn einer mehr als ein Jahrzehnt andauernden intensiven Zusammenarbeit. An diesem Beispiel lässt sich eine wichtige Funktion des Episodenfilms ablesen, der vielen Newcomern die Gelegenheit gab, Kontakte zu knüpfen und sich als Filmkünstler zu beweisen.

Anna Magnani in "Siamo donne"
Wie Rossellini wirkte auch Luigi Zampa neben „Siamo donne“ an einem weiteren Episodenfilm dieser frühen Phase mit. Gemeinsam mit den gleichaltrigen, knapp 50jährigen Regisseuren Mario Soldati, Aldo Fabrizi und Georgio Pastina widmete er sich „Questa è la vita“ (So geht's im Leben) im Jahr 1954. Aldo Fabrizi, damals schon ein bekannter Darsteller, lieferte hier eine seiner wenigen Regiearbeiten ab, während Mario Soldati noch in hohem Alter ebenfalls einen Beitrag („Torino“) zu den 12 WM-Städten beisteuerte. Der Vierte im Bunde, der früh verstorbene Georgio Pastina, blieb dagegen weitgehend unbekannt. 


Die frühen Episodenfilme der 50er Jahre:

22.10.1953 Siamo donne (Wir Frauen) - Luchino Visconti, Roberto Rossellini, 
                                                                                 Luigi Zampa, Gianni Franciolini, Alfredo Guarini 
26.11.1953 L'amore in città (Liebe in der Stadt) - Michelangelo Antonioni, Federico Fellini, 
                                   Alberto Lattuada, Carlo Lizzani, Dino Risi, Francesco Maselli, Cesare Zavattini
01.12.1953 Se vincessi centi millioni - Carlo Campogalliani, Carlo Moscovini
03.02.1954 Questa è la vita (So geht's im Leben)
                                                                  - Luigi Zampa, Aldo Fabrizi, Giorgio Pastina, Mario Soldati, 
18.02.1954 Amori di mezzo secolo - Roberto Rossellini, Antonio Pietrangeli, Pietro Germi,
                                                                                                         Glauco Pellegrini, Mario Chiari



Die 60er Jahre (Blütezeit) :

"Le italiane e l'amore" (1961)
Der Episodenfilm legte nach 1954 eine mehrjährige Pause ein. Erst Anfang der 60er Jahre war es erneut Cesare Zavattini, der wieder verschiedene Regisseure zusammenbrachte und damit einen regelrechten Boom auslöste. Anders als der im Jahr zuvor erschienene „Le Italiene e l’amore“ (Die Italienerin und die Liebe, 1961), bei dem es sich um die Verfilmung von 11 Kapiteln einer literarischen Vorlage handelte, vereinte „Boccaccio ’70“ (1962) verschiedene Kunstwerke unter einem übergeordneten Begriff. Jeder der beteiligten Regisseure erhielt größtmögliche Freiheiten, so dass man bei dem Ergebnis kaum noch von Kurzfilmen sprechen konnte, da jeder Teil ca. 45 Minuten lang wurde. Das führte dazu, dass der Produzent einen Teil herausstrich und „Boccaccio ’70“ nur mit drei Episoden veröffentlichte – die Länge von über drei Stunden wollte man einem Publikum nicht zumuten.

Nino Manfredi in "I cuori infranti" (1963)
Interessant ist in diesem Zusammenhang die unterschiedliche Rolle der Regisseure. Waren Luchino Visconti und Federico Fellini schon Mitte der 50er Jahre an den frühen Episodenfilmen beteiligt, stieß Vittorio De Sica das erste Mal dazu, obwohl gerade er immer eng mit dem Initiator Zavattini zusammengearbeitet hatte. Mit "L'oro di Napoli"  (Das Gold von Neapel) war 1954 schon ein gemeinsamer sechsteiliger Episodenfilm entstanden, der noch stark vom Neorealismus beeinflusst war, allerdings unter alleiniger Regie De Sicas. Seine Beteiligung blieb erst einmal eine Ausnahme, im Jahr daraus schuf er erneut mit „Ieri, oggi e domani“ (Gestern, heute, morgen, 1963) einen eigenen Episodenfilm - wieder nach einem Drehbuch von Zavattini, aber ohne Regie-Konkurrenz. Als Affront war das nicht zu verstehen, denn De Sica wirkte später noch an zwei weiteren Episodenfilmen mit: an „La Streghe“ (Die Hexen) von 1967, zu dem auch Visconti wieder einen Teil beitrug (beide Episoden nach einem Drehbuch von Zavattini), und an „Le coppie“ (Die Paare) von 1970, bei dem wiederum Mario Monicelli mitarbeitete, der Vierte im Bunde bei "Boccaccio '70".

Soraya in "I tre volti" (Die drei Gesichter einer Frau,1965)
Seine Episode wurde aus „Boccaccio ’70“ für die internationale Vermarktung entfernt, vielleicht weil er trotz seiner Rolle als einer der Begründer der spezifisch italienischen "Commedia all'italiana" weniger bekannt war als seine berühmten Kollegen. Dabei ist ohne Monicelli die Hochphase der Episodenfilme in den 60er Jahren kaumvorstellbar. Er beteiligte sich bis in die 70er Jahre an sechs weiteren Filme, gemeinsam mit fast allen wichtigen Regisseuren. Die Jahreszahlen dieser Filme, 1964 „Alta infedeltà“ (mit Elio Petri, Franco Rossi und Luciano Salce), 1966 „Le fate“ (mit Antonio Pietrangeli, Mauro Bolognini und wieder Luciano Salce), 1968 „ Capriccio all’italiana“ (mit Pier Paolo Pasolini, Steno, Pino Zac und erneut mit Bolognini und Rossi), 1970 „Le coppie“ (mit De Sica und Alberto Sordi), 1976 „Signori e signore, buenanotte“ (mit Nanni Loy, Luigi Magni, Luigi Comencini und Ettore Scola) und 1977 „I nuovi mostri“ (mit Dino Risi und wieder Ettore Scola) bezeugen, dass diese Art Zusammenarbeit über mehr als ein Jahrzehnt fester Bestandteil seiner Filmkunst wurde. Es war nur folgerichtig, dass auch Monicelli 1989 einen Beitrag zu den 12 Fußballweltmeisterschaft-Städten leistete („Verona“).

Neben Monicelli ist speziell Franco Rossi als Verfechter des Episodenfilms zu nennen. Vor seiner ersten Zusammenarbeit mit Monicelli - „Alta infedeltà“ (1964) - hatte er schon gemeinsam mit Marco Ferreri und Renato Castellani „Controsesso“ gedreht, nach einem Drehbuch von Cesare Zavattini. Während der folgenden Jahre blieb Rossi der Episodenform treu und drehte hintereinander 1964 „Tre notti d’amore“ (mit Luigi Comencini und wieder Renato Castellani), 1965 „Le bambole“ (mit Dino Risi, Mauro Bolognini und erneut Luigi Comencini), 1965 „I complessi“ (wieder mit Dino Risi und Luigi Filippo D’Amico), 1967 „La Streghe“ (mit Visconti, De Sica, Bolognini und Pasolini) und 1968 das schon erwähnte „Capriccio all’Italiana“ erneut mit Monicelli. Diese Konzentration von sieben Episodenfilmen innerhalb von 4 Jahren blieb einmalig.

Marcello Mastroianni in "Oggi, domani, dopodomani" (1965)
Betrachtet man die Namen, fallen weitere Regisseure ins Auge, die regelmäßig an dieser Art Zusammenarbeit mitwirkten. Neben Gianni Puccini ("I cuori infranti", 1963) und Mino Guerrini ("Amore in 4 dimensioni" (Liebe in vier Dimensionen, 1964)), der mit drei Episodenfilmen seine Regie-Karriere begann, stieß auch Pier Paolo Pasolini in „Ro.Go.Pa.G“ (1962) früh dazu, dem nach „Boccaccio ’70“ einflussreichsten Episodenfilm der frühen 60er Jahre. Roberto Rossellini, der in den 50er Jahren diesen Filmtypus mitbestimmt hatte, setzte sich mit Jean Luc Godard, Pasolini und Ugo Gregoretti zusammen, um vier Kurzfilme unter ihrem Namen zu veröffentlichen, die abgekürzt zum Programm wurden. Während es für Rossellini ein einmaliger Rückschritt in frühere Gepflogenheiten blieb, nahm Pasolini nach den schon erwähnten „La Streghe“ 1967 und „Capriccio all’italiana“ 1968, noch 1969 an „Amore e rabbia“ teil, gemeinsam mit Bernardo Bertolucci, Carlo Lizzani, Marco Bellocchio und wieder Godard, der in den 60er Jahren auch einige französische Ableger des Episodenfilms drehte, meist zusammen mit Claude Chabrol.

Raquel Welsh in "Le fate" (Die Gespielinnen, 1966)
Pasolini blieb der Kurzform auch in seinen eigenen Film treu. Seine drei "Decamarotichi" - "Il decameron" (Dekameron, 1971), "I riconti di Canterbury" (Pasolinis tolldreiste Geschichten, 1972) und "Il fiore delle mille e una notte" (Erotische Geschichten aus 1001 Nacht, 1974) - erzeugten in den frühen 70er Jahren einen erneuten Boom des episodischen Films, der dessen besondere Eignung zur Provokation nutzte. Nicht nur die Verteilung auf mehrere Verantwortliche, auch die Vielfalt in der Betrachtungsweise erleichterte es schon in den 60er Jahren gegen moralische Tabus vorzugehen. Der Episodenfilm nahm damit nicht nur Einfluss auf mehr Liberalität im italienischen Film, sondern bereitete entscheidend das Erotik-Genre vor (siehe "Von der Moralkritik zum Dekameron - die Entstehung der Commedia sexy all'italiana").

Totò in "Capriccio all'italiana" (1968)
Auch Carlo Lizzani gehörte zu den Anhängern der Episodenform. Er war früh an „L’amore in città“ beteiligt, drehte Kurzfilme 1964 für „Amori pericoloso“ (mit Alfredo Gianetti und Giulio Questi) und 1965 für „Thrilling“ (mit Gian Luigi Polidoro und Ettore Scola), bevor er 1969 erneut bei „Amore e rabbia“ mitwirkte. Die inneren Verflechtungen allein der mehr als 20 zwischen 1962 und 1970 entstandenen Episodenfilme lassen sich nur schwer transparent auflösen, auch weil die Künstler wechselseitig als Regisseure und Autoren beteiligt waren. Es zeugt sowohl von gegenseitiger Einflussnahme, als auch individueller Ausgrenzung. Damiano Damiani, der mehrere Drehbücher Zavattinis verfilmte, und Francesco Rosi nahmen nie daran teil, Elio Petri nur einmal in der Frühphase seiner Regietätigkeit. Auch Michelangelo Antonioni, Mitinitiator von „L’amore in città“  gab nur 1965 bei „I tre volti“ (mit Mauro Bolognini und Franco Indovina) eine weitere Kostprobe ab, während sein bevorzugter Drehbuchautor Tonino Guerra je eine Episode für „La Fate“ 1966 (für Mario Monicelli) und „Controsesso“ 1964 schrieb.


Die Boomphase der 60er Jahre:

22.12.1961 Le italiane e l'amore (Die Italienerin und die Liebe) - Giulio Questi, Marco Ferreri, 
                  Francesco Maselli, Giulio Macchi, Lorenza Mazzetti, Gianfranco Mingozzi, 
                                                         Carlo Musso, Piero Nelli, Nelo Risi, Florestano Vancini
22.02.1962 Boccaccio ’70 - Mario Monicelli, Federico Fellini,  Luchino Visconti, 
                                                                                                                       Vittorio De Sica
24.12.1962 L'amore difficile (Erotica) - Nino Manfredi, Sergio Sollima, Alberto Bonucci, 
    Luciano Lucignani
19.02.1963 Ro.Go.Pa.G - Roberto Rossellini, Jean-Luc Godard, Ugo Gregoretti
                                                                                                                  Pier Paolo Pasolini
01.07.1963 I cuori infranti - Vittorio Caprioli, Gianni Puccini
22.01.1964 Alta infedeltà (Ehen zu Dritt- Franco Rossi, Mario Monicelli, Elio Petri, Luciano Salce
21.03.1964 Amore in 4 dimensioni (Amore in 4 Dimensionen) - Mino Guerrini, Jacques Romain, 
                                                                                                 Massimo Mida, Gianni Puccini
01.07.1964 Controsesso - Franco Rossi,Marco Ferreri, Renato Castellani
14.08.1964 Amori pericolosi - Giulio Questi, Carlo Lizzani, Alfredo Giannetti
08.10.1964 Tre notti d'amore (Drei Liebesnächte) - Franco Rossi, Luigi Comencini, Renato Castellani
16.10.1964 L'idea fissa (Wenn das die Männer wüssten) - Mino Guerrini, Gianni Puccini
29.10.1964 La mia signora - Luigi Comencini, Tinto Brass, Mauro Bolognini
24.12.1964 Extraconiugale (Seitensprünge) - Mino Guerrini, Giuliano Montaldo, Massimo Franciosa 


Alberto Sordi in "La mia signora" (1964)















27.01.1965 Le bambole (Die Puppen) - Mauro Bolognini, Luigi Comencini, Dino Risi, Franco Rossi 
12.02.1965 I tre volti (Die drei Gesichter einer Frau) - Michelangelo Antonioni
                                                                                      Franco Indovina, Mauro Bolognini
15.08.1965 I complessi (Einmal zu viel, einmal zu wenig) - Franco Rossi, Dino Risi,  
                                                                                                          Luigi Filippo D'Amico
21.10.1965 Thrilling - Ettore Scola, Carlo Lizzani, Gian Luigi Polidoro 
28.12.1965 Oggi, domani, dopodomani (Wie verkaufe ich meine Frau) - Luciano Salce, 
                                                                                                  Marco Ferreri, Eduardo De Filippo
21.08.1966 I nostri mariti (Unsere Ehemänner- Dino Risi, Luigi Zampa, Luigi Filippo D'Amico
22.11.1966 Le fate (Die Gespielinnen- Luciano Salce, Antonio Pietrangeli, Mario Monicelli,
                                                                                                                  Mauro Bolognini
22.02.1967 Le streghe (Hexen von Heute) - Franco Rossi, Mauro Bolognini, 
                                                       Luchino Visconti, Pier Paolo Pasolini, Vittorio De Sica
13.04.1968 Cappriccio all'italiana - Mario Monicelli, Mauro Bolognini, Steno, 
                                                                       Pier Paolo Pasolini, Franco Rossi, Pino Zac
29.05.1969 Amore e rabbia (Liebe und Zorn) - Pier Paolo Pasolini, Marco Bellocchio, 
                                                         Jean-Luc Godard, Carlo Lizzani, Bernardo Bertolucci 
23.12.1970 Le coppie (Die Paare) - Vittorio De Sica, Mario Monicelli, Alberto Sordi


Die 70er Jahre (Niedergang) :

Marcello Mastroianni in "Signore e signori, buenanotte" (1976)
Die wenigen Episodenfilme der 70er Jahre sind größtenteils den Regisseuren zu verdanken, die schon in den 60er Jahren intensiv daran mitarbeiteten - neben Mario Monicelli noch Ettore Scola und Dino Risi. Als Regisseur hatte Scola nur einmal an „Thrilling“ teilgenommen, mit „Signore und signori, buonanotte“ (1976) und „I nuovi mostri“ (Viva Italia!, 1977) schuf er noch zwei wichtige Episodenfilme, die die Gesellschaftskritik der 60er Jahre in die damalige Gegenwart fortsetzten. Mit der ursprünglichen Funktion einer Förderung junger Regisseure innerhalb einer engen Zusammenarbeit vieler Filmschaffender hatte das nichts mehr zu tun. Scolas Beziehung zu dem Medium begründet sich aus seiner Drehbucharbeit - nach „Amori di mezzo secolo“ schrieb er in den 60er Jahren noch Beiträge für „Alta infedeltà“, „I complessi“ (Story für Dino Risi) und „Made in Italy“ (1965) (drei Episoden für Nanny Loy, der allein Regie führte).

Nino Manfredi in "Basta che non sappia in giro!" (1976)
Mehr noch als bei Scola lässt sich an dessen Kollegen Dino Risi der Bogen ablesen, den der Episodenfilm über fast drei Jahrzehnte schlug. Er war von Beginn an bis zum Ende dabei, sieht man von dem letzten 1978 entstandenen „Dove vai in vacanza?“ (mit Mauro Bolognini, der an immerhin sechs Episodenfilmen der 60er Jahre mitwirkte, Luciano Salce und Alberto Sordi) einmal ab. Risi hatte mit „L’amore in città“ 1953 begonnen, Anfang der 60er Jahre Episodenfilme unter alleiniger Regie gedreht ("I mostri" (1963)), war 1965 in „Le bambole“ dabei, gleich darauf in „I complessi“ ,1966 in „I nostri mariti“ (mit Luigi Zampa und Luigi Filippo D’Amico, Drehbuch von Mario Monicelli), bis er dann ein letztes Mal 1977 an „I nuovi mostri“ mitwirkte, eine Art Fortsetzung seines 63er Films.

Paolo Villagio in "Dove vai in vacanza?" (1978)
Damit war eine lange Phase abgeschlossen, ausgestorben sind die Episodenfilme deshalb nicht. Aber der Eindruck lässt sich nicht leugnen, dass sie inzwischen größtenteils von Außen veranlasst werden – wie etwa zur Fußballweltmeisterschaft 1990 –, während die damaligen gemeinsamen Projekte von den Regisseuren und Autoren selbst initiiert wurden. Aus heutiger Sicht ist es schwer vorstellbar, dass sie hohe Zuschauerzahlen erzielen konnten, angesichts der Tatsache, dass selbst der bekannteste Vertreter dieses Typs, „Boccaccio ’70“, sich die Kürzung eines Segments gefallen lassen musste, um aus Sicht der Produzenten das damalige Publikum nicht zu überfordern. Betrachtet man zudem die aktuellen Veröffentlichungen dieser Filme auf DVD (oder auch auf Video) bestätigt das deren geringe Popularität. Theoretisch erfüllten sie den Bedarf an Abwechslung im modernen Kino, tatsächlich aber wirken sie eher anachronistisch in ihrem Anspruch, eine Komplexität aus unterschiedlichen kleinen Teilen erschaffen zu wollen. 

Ein letztes Aufbäumen - die 70er Jahre:

28.10.1976 Signore e signori, buenanotte - Mario Monicello, Ettore Scola, Luigi Magni, Nanni Loy, 
                                                                                                                                  Luigi Comencini
26.11.1976 Basta che non sappia in giro!... - Luigi Magni, Nanni Loy, Luigi Comencini 
23.12.1976 Quelle strane occasioni - Luigi Magni, Nanni Loy, Luigi Comencini
01.07.1977 Ride bene...che ride ultimo - Gino Bramieri, Pino Caruso
                                                                                                 Walter Chiari, Marco Aleandri
15.12.1977 I nuovi mostri (Viva Italia!) - Mario Monicelli, Ettore Scola, Dino Risi 
21.12.1978 Dove vai in vacanza?Mauro Bolognini, Luciano Salce, Alberto Sordi

4 Kommentare:

Elementarteilchen hat gesagt…

Ich bin auf diese Seite gestossen bei der Suche nach einem italienischen Episodenfilm der 60er- oder 70-Jahre, der mir vor 25 Jahren gut gefallen hat, speziell wegen der Musik, ich erinnere mich an ein Mambo- Stück. Es sind 3 society-Geschichtchen, eine spielt in Cortina d`Ampezzo (es ist aber glaube ich nicht Vacanze d' iverno mit alberto Sordi), nicht besonders tiefschürfend, typisch für die Jahre...
Villeicht bekomme ich hier einen Tip...auf dieser absoluten Expertenseite, die ich sicher noch viel in Anspruch nehmen werde

Bretzelburger hat gesagt…

Zuerst einmal danke für das Lob. Ich will nicht behaupten, das ich alle Episodenfilme erfasst habe, wobei diese auch nur dann gesondert aufgelistet wurden, wenn die einzelnen Episoden von unterschiedlichen Regisseuren stammen (also nicht "L'oro di Napoli" von De Sica). Unter diesen befinden sich einige aus den 60er Jahren, die aus drei Episoden bestehen - "Amori pericoloso", "Controsesso", "Tre notti D'amore", "Oggi, domani, doppodomani", "I tre volti", "Thrilling", "I complessi", "I nostri mariti" und "Le coppie".

Alberto Soldi spielt davon in "I tre volti", "Le coppie", "I nostri mariti", I complessi" und "Thrilling" mit, also noch immer eine große Auswahl. "Vacanze d'inverno" hat zwar zwei Regisseure, ist dagegen aber kein Episodenfilm. Ich besitze diese Filme zwar, habe sie aber noch nicht oder schon lange nicht mehr gesehen - sonst hätte ich sie schon besprochen. Thematisch fallen "I complessi", "Le coppie" und "I tre volti" etwas aus dem Rahmen, weshalb ich "I nostri mariti", die Geschichte über drei Ehemänner, und "Thrilling" favorisiere, besonders den letzten Episodenfilm. Sordi muss darin in einem geheimnisvollen Hotel übernachten, nachdem sein Auto kaputt ging. Aber, wie gesagt, es kann sich auch um einen Episodenfilm eines Regisseur handeln und diese habe ich noch nicht gesondert erfasst.

Elementarteilchen hat gesagt…

Also, bei dem Film, den ich in Erinnerung habe, weiss ich gar nicht, ob Alberto Sordi da mitspielt, ich glaube eher, dass nicht… Ziemlich sicher bin ich dagegen, dass es einer von diesen Episodenfimen ist, bei denen jede der 3 Episoden von einem anderen Regisseur ist. Und ansonsten eben in einer der 3 Episoden: Cortina d‘ Ampezzo und eine pseudo-dekadente society-Party im Stile der Zeit mit eben: einem Mambo. Aber nicht so ne tiefschürfend melancholische Party wie in ‚la notte‘ oder so, sondern einfach schön flach…. Also vielleicht hast Du ja noch eine Idee…Ich habe schon versucht, den Mambo in mein Liederkennungs-App zu singen, war aber vielleicht zu schlecht, hat jedenfalls nicht geklappt. Ach ja, und: Farbe!

Wo hat Du Deine Filmsammlung eigentlich her?

Gruß

Bretzelburger hat gesagt…

Damit lässt sich die Auswahl verkleinern "Oggi, Domani, Dopodomani","I tre volti", "I nostri mariti" und "Le coppie" sind es nicht (kurz reingesehen),"Amori pericoloso", "I complessi", "Controsesso","Thrilling" sind schwarz/weiß, bleibt "Tre notti d'amore", den ich in meinem Sammelsurium nicht finde, vielleicht habe ich ihn nicht (ich bekomme das aber noch heraus).

Ich habe keine Filmsammlung im klassischen Sinn, sondern eine Vielzahl von alten Videoaufnahmen aus dem italienischen Fernsehen und natürlich italienische DVD's - alles nur in der Originalversion - deutsch synchronisiert gibt es ja nur eine winzige Minderheit der italienischen Filme dieser Zeit

Der Name "L'amore in città" bezieht sich auf einen Episoden Film aus dem Jahr 1953, der erstmals Regisseure in Italien dazu brachte, ihre extra dafür geschriebenen und gedrehten Kurzfilme zu einem Gesamtwerk zu vereinen. Der Episodenfilm steht symbolisch für eine lange, sehr kreative Phase im italienischen Film, die in vielerlei Hinsicht stilbildend für die Kunstform Film wurde. Die intensive Genre-übergreifende Zusammenarbeit unter den Filmschaffenden war eine wesentliche Grundlage dafür.