Für ihn war der Weg zur "Sexy"-Variante vorgezeichnet - den

Für ihn war der Weg zur "Sexy"-Variante vorgezeichnet - den
Ein Rückblick in die Entstehungsphase der "Commedia sexy all'italiana"

Sonntag, 29. Juli 2012

I mostri (Die Monster) 1963 Dino Risi


Inhalt: Kaleidoskop der italienischen Gesellschaft Mitte der 60er Jahre, zusammengesetzt aus 20 Episoden unterschiedlicher Länge:





1. L'educazione sentimentale (Herzensbildung)

Ein Vater (Ugo Tognazzi) erzieht seinen kleinen Sohn (Ricky Tognazzi) zu rücksichtslosem und egoistischen Verhalten und erfährt 10 Jahre später die Konsequenz am eigenen Leib.

2. La Raccomandazione (Die Empfehlung)

Ein arroganter, selbstherrlicher Schauspieler (Vittorio Gassman), der seine Umgebung rücksichtslos behandelt, empfiehlt sich selbst am Telefon in bescheidener, unterwürfiger Form.

3. Il mostro (Das Monster)

Nachdem sie den Mörder seiner fünf Kinder gefasst haben, lassen sich zwei Polizisten (Tognazzi, Gassman) grinsend mit dem kleinen Mann, fast verdeckt zwischen ihnen stehend, für die Presse fotografieren.

4. Come un padre (Wie ein Vater)

Ein junger Ehemann (Lando Buzzanca) hat untrügliche Beweise dafür, das ihn seine Frau, mit der er erst kurze Zeit verheiratet ist, betrügt, und bittet seinen besten Freund (Ugo Tognazzi) um Rat. Diesem gelingt es wortreich seinen Freund zu beruhigen und schickt ihn mit dem Versprechen nach Hause, sich selbst darum zu kümmern. Als der junge Mann endlich gegangen ist, geht er wieder in sein Schlafzimmer, wo die Ehefrau seines Freundes schon auf ihn wartet.

5. Presa della vita (Aus dem Leben gegriffen)

Eine Gruppe einfacher Männer entführt eine alte Frau (Maria Mannelli) auf den Straßen Roms, um sie auf einer mondänen Party mit einem Rollstuhl schreiend in einen Pool zu schmeißen. Wie es sich herausstellt ist der avantgardistische Regisseur (Vittorio Gassman) mit der Szene am Pool nicht zufrieden, woraufhin die Männer wieder fortgehen, um eine weitere alte Frau zu entführen - für die 14. Einstellung.

6. Il povero soldato (Der arme Soldat)

Batacchi (Ugo Tognazzi), ein wehrpflichtiger Soldat, kommt nach Rom, um seine ermordete Schwester zu identifizieren. Während die Zeitungen mit großen Lettern über den geheimnisvollen Mord berichten und das Schicksal des armen Soldaten betrauern, versucht dieser das Tagebuch der Prostituierten, in der ihre Kontakte mit bekannten Persönlichkeiten vermerkt sind, gewinnbringend bei einer Zeitung zu verscherbeln.

7. Che vitaccia! (Was für ein Hundeleben!)

Als der mittellose Familienvater (Vittorio Gassman) wieder in die Barracke zurückkommt, in der seine kinderreiche Familie haust, sieht er einen Arzt am Bett eines seiner Kinder sitzen, der darauf hinweist, das es dringend Antibiotika benötigt. Mitleiderregend klagt er dem Arzt sein schwierige Situation und zeigt seine leeren Taschen, bevor er sich wieder auf sein Moped schwingt und zum Fußballstadion fährt, wo er laut schreiend seine Mannschaft anfeuert.

8. La giornata dell'onorevole (Der Tag eines Abgeordneten)

Ein Abgeordneter der christlichen Partei (Ugo Tognazzi) wird vormittags in seinem Büro von einem General erwartet, der ihm dringend von einem politischen Skandal berichten will. Doch der Abgeordnete lässt ihn unter dem Vorwand, keine Zeit zu haben, bis zum späten Abend warten, während er der alltäglichen Arbeit eines Politikers nachgeht - mit Auftritten bei Volksfesten und ähnlichen öffentlichen Veranstaltungen. Als er spät zurückkehrt, ist der 70jährige General zu geschwächt, um ihm noch berichten zu können. Er kippt um und wird in die wohl verdiente Pension geschickt.

9. Latin Lovers (amanti latini)

Während die Frauen gerne über Architektur reden, haben ihre feurigen Liebhaber eher deren körperlichen Vorzüge im Blick. Auch die beiden sonnengebräunten Südländer (Tognazzi, Gassman) versuchen sich an einer schwarzhaarigen Schönen, die zwischen ihnen sitzt. Als diese aufsteht, berühren sich ihre Hände. Auch als sie bemerken, das sie sich gegenseitig anfassen, halten sie weiter Händchen.

10. Testimone volontario (Der freiwillige Zeuge)

Als Pilade Fioravanti (Ugo Tognazzi) sich freiwillig als Augenzeuge in einem Mordprozess meldet, voller Stolz und bewundert von seiner Ehefrau, erwirkt der Anwalt (Vittorio Gassman) des Angeklagten einen Tag Aufschub. Er beauftragt einen windigen Detektiv, möglichst viel persönliches über den Zeugen heraus zu bekommen, um ihn am nächsten Tag vor dem voll gefüllten Saal und dessen Ehefrau diskreditieren zu können.

11. I due orfanelli (Zwei Waisen)

Während ein junger Blinder (Daniele Vargas) traurige Lieder zur Gitarre singt, sammelt ein Bettler (Vittorio Gassman) Geld bei den Passanten. Einer der Spender macht ihn darauf aufmerksam, dass dem jungen Mann von einem berühmten Augenarzt geholfen werden könnte und übergibt ihm eine Karte des Arztes. Der Bettler bedankt sich jovial, lässt die Karte verschwinden und weist seinen Kumpanen an, schnell den Ort zu wechseln.

12. L'agguato (Der Hinterhalt)

Ein Polizist versteckt sich hinter einem Kiosk, vor dem ein Halteverbot gilt. Jedes Mal, wenn ein Fahrer sich unbeobachtet glaubt und kurz anhält, um sich eine Zeitung zu kaufen, schlägt er heimlich zu und steckt einen Strafzettel hinter den Scheibenwischer.

13. Il sacrificato (Das Opfer)

Der schon etwas ältere Frauenheld (Vittorio Gassman) beendet nach sechs Jahren die Beziehung zu seiner heimlichen Geliebten (Rika Dialina), weil er sie als verheirateter Mann nicht mehr länger hinhalten will. Er opfert sich für sie, damit sie endlich eine Familie gründen kann, und verabschiedet sich von der weinenden jungen Frau. Um kurz danach bei seiner neuen Geliebten aufzutauchen, nicht ohne seiner Ehefrau mitteilen zu lassen, das er an diesem Abend verhindert ist.

14. Vernissage (Ausstellung)

Ein Mann (Ugo Tognazzi) geht stolz in ein Autohaus, um einen neuen Fiat 600 auf Kredit zu kaufen, den er gleich mitnehmen kann. Seiner Frau erklärt er am Telefon, das Autos kein Luxus mehr sind, sondern eine Notwendigkeit des Alltags, von der die ganze Familie profitiert. Stolz setzt er sich ans Steuer, zieht die neuen Lederhandschuhe an und fährt zum römischen Straßenstrich, wo er die Prostituierte seiner Wahl gleich in seinem neuen Auto mitnimmt.

15. La Musa (Die Muse)

Während die Jury noch darüber diskutiert, wer in diesem Jahr den Literaturpreis erhält, hat sich die Präsidentin (Vittorio Gassman) schon entschieden, was sie mit wohl gewählten Worten begründet. Es handelt sich um einen jungen Mann, der abends zu ihr kommt und auch in ihr Bett darf.

16. Scenda L'oblio (Alles versinkt in Vergessenheit)

Ein Paar sieht sich einen Film an, der während des zweiten Weltkriegs spielt und in dem die Bewohner eines Dorfes, Männer, Frauen und Kinder, vor einer Mauer von der Waffen-SS hingerichtet werden. Daraufhin bemerkt der Mann (Ugo Tognazzi) zu seiner Frau, das ihm die Mauer gefällt, die er sich auch gut als Begrenzung ihres Gartens vorstellen kann. Seine Frau pflichtet ihm bei.

17. La strada e' di tutti (Die Straße gehört allen)

Als er über einen Zebrastreifen geht, regt sich der provozierend langsam gehende Mann (Vittorio Gassman) über die Autofahrer auf, die zu nah und schnell heranfahren, um kurz danach in seinem Fiat rücksichtslos davon zu rasen.

18. L'oppio dei popoli (Das Opium des Volkes)

In aller Ruhe empfängt eine Frau (Michele Mercier) ihren Liebhaber, während ihr Mann (Ugo Tognazzi) so sehr vom Fernsehen gebannt ist, das er deren Schäferstündchen nicht bemerkt.

19. Il testamento di Francesco (Das Testament des heiligen Franziskus)

Eitel lässt sich ein Mann (Vittorio Gassman) vor seinem Auftritt schminken und maniküren, dabei penibel auf das kleinste Detail zu achten, bevor er als Mann der Kirche im Fernsehen das Wort des Franziskus salbungsvoll und bescheiden vorträgt.

20. La nobile arte (Die vornehme Kunst)

Ein abgehalfterter Box-Promoter (Ugo Tognazzi) überredet einen gealterten, einfach gestrickten Boxer (Vittorio Gassman), der sich schon vor fünf Jahren zur Ruhe gesetzt hatte und mit seiner Frau ein Restaurant am römischen Strand führt, dazu, wieder in den Ring zu steigen. Bei dem Kampf wird er so oft niedergeschlagen, dass er danach mit dem Gemüt eines Kleinkinds an den Rollstuhl gefesselt ist.


Viele Episodenfilme besitzen oft sehr allgemein gehaltene Filmtitel, um unterschiedlich ausgerichtete Kurzfilme unter einem Dach zusammenfügen zu können. Der generelle Ansatz von "I mostri" (Die Monster) war dagegen Programm, denn Regisseur Dino Risi und seine Autoren Ettore Scola und Ruggero Maccari nutzten ihn für einen Rundumschlag auf die italienische Gesellschaft, dabei unterschiedliche Facetten zu einem schlüssigen Gesamtbild zusammensetzend. Die dem Alltag entnommenen Geschichten entwickeln ihren unfreiwilligen Humor aus dem Standpunkt, von dem aus der Betrachter den Agierenden bei ihrem Kampf um den eigenen Vorteil zusieht – ein Humor, der im Hals stecken bleibt.

Im italienischen Film wurde „I mostri“ zu einem stehenden Begriff für alltägliche Monstrositäten und erfuhr im Jahr 1977 mit „I nuovi mostri“ (deutscher Titel „Viva Italia“, wörtlich „Die neuen Monster“) eine zeitgemäße Fortsetzung. Erneut unter Mitwirkung von Dino Risi, den Hauptdarstellern Ugo Tognazzi und Vittorio Gassman sowie den Autoren Ruggero Maccari und dem inzwischen auch am Regie-Pult aktiven Ettore Scola, der mit "Se permettete parliamo di donne" (1964) unmittelbar nach "I mostri" noch einen eigenen Beitrag im selben Geiste beisteuerte. Die ursprüngliche Idee stammte von Elio Petri, der die erste Fassung des Drehbuchs schrieb, die Weiterarbeit allerdings aufgab, nachdem Alberto Sordi seine Teilnahme an dem Film abgelehnt hatte. Stattdessen drehte Petri mit Sordi im selben Jahr „Il maestro di Vigevano“ (Der Lehrer aus Vigevano,1963), zu dem Agenore Incrocci („Age“) und Furio Scarpelli das Drehbuch verfassten - ebenfalls beteiligt an „I mostri“. Eine enge Zusammenarbeit vieler Filmschaffender, die darin gipfelte, dass Alberto Sordi und Mario Monicelli beim Nachfolger "I nuovi mostri" mit an Bord waren.

Für Risi, Scola und Gassman war "I mostri" eine inhaltliche Fortführung ihrer gemeinsamen Vorgängerfilme "Il sorpasso" (Verliebt in scharfe Kurven) und "Il sucesso" (1963), deren beißende Komik die Schattenseiten der äußerlich so fröhlichen italienischen Lebensart auslotete. Erweitert um Ugo Tognazzi setzten sie die Sezierung der italienischen Gesellschaft Anfang der 60er Jahre noch umfassender fort. In zwanzig Kurzfilmen unterschiedlicher Länge, spielten Tognazzi und Gassman abwechselnd, einige Male auch gemeinsam, typische Zeitgenossen und ihre nicht weniger typischen Verhaltensmuster. Die zwanzig Filme, von denen einige mit einer Laufzeit von weniger als einer Minute sehr kurz sind, herausgelöst zu betrachten, wäre nicht gerecht, da sie ihre Wirkung erst im Zusammenspiel mit den anderen Filmen entfalten.

Die kurze Szene am Strand, in der Tognazzi und Gassman als braungebrannte „Latin Lovers“ (9.Episode) jeweils versuchen, eine dunkelhaarige Schöne anzubaggern, um - nachdem sie sich verzogen hatte - miteinander Händchen zu halten, erscheint aus dem Zusammenhang gerissen albern, wie auch die Story von dem hinterhältigen Polizisten, der sich hinter einem Zeitungskiosk versteckt, um Falschparkern unbemerkt ein Knöllchen zu verpassen, wenn diese gerade eine Zeitung kaufen (12.Episode). Auch die Anspielungen auf den zeitgenössischen Film und dessen Protagonisten – von Risi schon in „Il sorpasso“ gerne gepflegt – entfalten ihre Wirkung erst durch die Verzahnung mit den anderen Szenen. Gassman spielte in der 5.Episode Federico Fellini, der alte Frauen auf Roms Straßen entführen lässt, um sie auf einer inszenierten Party möglichst authentisch mit dem Rollstuhl in einen Swimming-Pool schmeißen zu lassen, und Ugo Tognazzi fällt als Kinobesucher in der 16. Episode beim Anblick einer standrechtlichen Erschießung durch ein SS.-Kommando vor einer Mauer nur die Gestaltung seines Gartens mit einer ähnlichen Mauer ein. Diese kurzen absurd wirkenden Episoden lassen erst im Zusammenspiel den alltäglichen Wahnsinn erkennen, der auch positive Ansätze zu verbiegen weiß.

Neben bewusst zugespitzten Filmen wie die 18.Episode, in der der Ehemann das Schäferstündchen seiner Frau mit ihrem Geliebten nicht bemerkt, nicht einmal als dieser einen Drink aus dem Wohnzimmer holt, weil er intensiv glotzend vor dem Fernseher hockt - damals ein noch als bedrohlich empfundener Eingriff in das menschliche Sozialverhalten - stehen Filme von genau beobachteter Realität. Auf diese Weise verschwinden die Grenzen zwischen Übertreibung und Normalität, wie es im Alltag ständig geschieht. „Der Tag eines Abgeordneten“, die 8.Episode, beschreibt den Tagesablauf eines Politikers der christlichen Partei, der Hände schüttelnd von einem Termin zum anderen wechselt, obwohl er weiß, das ein honoriger General in seinem Büro auf ihn wartet, um ihn über einen politischen Skandal zu unterrichten. Diese Situation – hier der Auftritt bei Volksfesten und Vereinssitzungen, dort eine wichtige Angelegenheit, die warten muss – war so real, dass ein wichtiger Produzent absprang. Die Anspielung auf die damalige politische Situation, als die Christliche Partei nach außen behauptete, gegen Protektion und Bestechung vorgehen zu wollen, war zu offensichtlich.

Allerdings zielten nur wenige der Episoden unmittelbar auf den Zeitkontext, sondern beschrieben generelle Verhaltensmuster, die sich bis heute nicht geändert haben. Besonders in der Analyse des zwischenmenschlichen Umgangs ist „I mostri“ entlarvend: die Verlogenheit bei der Beeendigung einer Beziehung, während die nächste Geliebte schon parat steht (13. Episode), das Hintergehen eines guten Freundes (4. Episode), das Unterlassen von Hilfeleistung zum eigenen Vorteil (11.Episode) oder das Ausnutzen einer Schwäche (20. Episode). Diese letzte Episode ist zudem ein Beispiel für einige längere Episoden, die eine in sich abgeschlossene Geschichten erzählen, in denen Gassman und Tognazzi meist gemeinsam agierten. Die darin verkörperten Charaktere sind komplexer angelegt wie der ehemalige Boxer, den Gassman in „La nobile Arte“ (20. Episode) verkörperte. Nur noch als Anhängsel seiner resoluten Ehefrau im Strand-Restaurant geduldet, ist er an sich schon eine tragische Figur, schwer gezeichnet von den vielen Kopftreffern seiner Karriere. Dass Tognazzi als erfolgloser Promoter ihn dazu überredet, noch einmal in den Ring zu treten, nutzt diese Situation rigoros aus, denn der alternde Boxer dürstet natürlich nach Anerkennung.

Auch in der 10. Episode „Testimone volontario“ entlarven sich zwei Charaktere erst durch ihre Interaktion. Tognazzi sagt als freiwilliger Augenzeuge in einem Mordprozess aus, nicht ohne Eitelkeit über seine herausgehobene Rolle vor Gericht. Doch der von Gassman gespielte Verteidiger arbeitet mit allen schmutzigen Tricks und setzt einen Privatdetektiv auf ihn an, um Tognazzi vor den Augen des Publikums zu diskreditieren. Die Schuldfrage des Täters spielt angesichts dessen Privatleben keine Rolle mehr. 

Aus dem Zusammenspiel längerer, auch für sich allein stehender Filme, und der vielen mosaikartigen Kurzfilme entstand das komplexe Bild einer gesellschaftlichen Sozialisation Anfang der 60er Jahre, das nur noch wenig Optimismus auf Veränderung übrig ließ. Episoden wie die 1., in der ein Vater seinen kleinen Sohn zu Egoismus und Hinterhältigkeit erzieht, um zehn Jahre später dessen Opfer zu werden, die 6.Episode, in der ein armer Wehrpflichtiger seine ermordete Schwester identifizieren soll, um kurz danach das Tagebuch der Prostituierten bei einer Zeitung verhökern zu wollen oder die 14.Episode, in der ein Mann gegenüber seiner Frau mit seriösen Argumenten seine Entscheidung verteidigt, ein Auto auf Kredit zu kaufen, um mit dem frisch erworbenen Kleinwagen zuerst zum römischen Straßenstrich zu fahren, ließen an der Entwicklung in Richtung Egozentrik keinen Zweifel.

Eine Entwicklung die alle Schichten betraf: vom Oberlehrer im Straßenverkehr (17.Episode „Die Straße gehört allen“) bis zum mittellosen Familienvater, der im Fußballstadion feiert, während seine Kinder erkrankt sind (7.Episode „Was für ein Hundeleben“). Für den Betrachter wird es schwer, sich dem in "I mostri" entstehenden Prototyp des modernen Menschen und dessen "monströsen" Verhaltensweisen zu entziehen. Wohin die Reise geht, offenbarte der Film schon in seiner 3. Episode. Zwei Polizisten (Tognazzi und Gassman) nehmen einen sehr kleinen Mann in ihre Mitte, der seine fünf Kinder ermordet haben soll, und grinsen feist in die Pressekamera, während der Verhaftete zwischen ihnen beinahe verschwindet. Es steht außer Frage, wer hier die eigentlichen Monster sind.

"I mostri" Italien, Frankreich 1963, Regie: Dino Risi, Drehbuch: Ettore Scola, Ruggero Maccari, Dino Risi, Elio Petri, Agenore Incrocci (Age), Furio Scarpelli  Darsteller : Vittorio Gassman, Ugo Tognazzi, Michèle Mercier, Marisa Merlini, Rika Dialina, Laufzeit : 117 Minuten

weitere im Blog besprochene Filme von Dino Risi:

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo Udo,
tolle Reviews finde ich hier! Complimenti!
Ich bin seit geraumer Zeit auf verzweifelter Suche nach DVD-Versionen mit deutschen oder zumindest englischen Untertiteln von einigen Ausnahmeklassikern der Commedie all'italiana (zb. "i mostri", "il sorpasso" , oder auch "alfredo, alfredo", oder Andere von Monicelli, Scola, Risi, de Sica) jedoch ohne Erfolg. Ich kann mir nicht erklären, warum diese Filme offensichtlich nie im deutschen Raum gestrandet sind. Hast Du vielleicht einen heißen Tips, wo ich solche Filme erwerben/leihen könnte?
Danke und grüße
valentin (vleison(at)yahoo.de)

Udo Rotenberg hat gesagt…

Hallo Valentin,

erst einmal Danke für dein Lob. Deine Anfrage hinsichtlich von DVD-Veröffentlichungen kann ich bestens verstehen, denn es ist eine Schande, wie viele extrem gute Filme bis heute kein modernes Medium gefunden haben, oft nicht einmal als Video. Viele alte deutsch synchronisierte Versionen sind auch so stark geschnitten, dass man sie seriös nicht als Grundlage betrachten kann - das gilt nicht selten auch für die Synchronisation an sich. Selbst der deutsche Wikipedia-Eintrag zu "I mostri" ist trotz seiner Ausführlichkeit fehlerhaft, weil dort die Episoden in der falschen Reihenfolge aufgeführt werden. Ich habe hier schon einmal an anderer Stelle geschrieben, dass mein Interesse nicht nur dem italienischen Film gilt, dass aber eine echte Auseinandersetzung nur über das Sprachverständnis führen kann. Ich greife bei vielen Filmen auf alte Videomitschnitte aus dem italienischen Fernsehen zurück oder auf italienische DVD-Veröffentlichungen, die meist Untertitel für Schwerhörige besitzen, was mir das Verständnis erleichtert. Zu "I mostri" um bei diesem Beispiel zu bleiben, gab es diese nicht. Es gibt aber viele rührige Enthusiasten im Netz, die englische Untertitel entwickeln (auch zu "Il sorpasso") - von unterschiedlicher Qualität, aber immer eine Hilfe. Mir ist klar, dass meine Antwort keine große Hilfe ist, aber mein Blog ist nicht zuletzt aus der Intention heraus entstanden, hervorragende Filme dem Vergessen zu Entreißen

Gruß Udo

Anonym hat gesagt…

Hallo Udo,
danke für die schnelle Antwort. Wahrhaftig eine Schande, so geht eine Sternstunde der Kinogeschichte vergessen. Ich sehe ich bin nicht allein und schön zu sehen, daß da jemand so enthusiastisch entgegensteuert. Ich habe mich schon mal rangesetzt Untertitel zu "Alfredo, Alfredo" herzustellen und habe mir danach "il sorpasso" vorgenommen. Doch das kostet viel Zeit... Nun habe ich mir ein paar Filme bei amazon.it bestellt. Mit der italienischen Untertitelvorlage geht das womöglich schneller. Ich denke an dich wenn ich da etwas habe und vielleicht kann ich mithelfen etwas gegen das Vergessen zu tun.

Gute Arbeit!

und schöne grüße
valentin

Der Name "L'amore in città" bezieht sich auf einen Episoden Film aus dem Jahr 1953, der erstmals Regisseure in Italien dazu brachte, ihre extra dafür geschriebenen und gedrehten Kurzfilme zu einem Gesamtwerk zu vereinen. Der Episodenfilm steht symbolisch für eine lange, sehr kreative Phase im italienischen Film, die in vielerlei Hinsicht stilbildend für die Kunstform Film wurde. Die intensive Genre-übergreifende Zusammenarbeit unter den Filmschaffenden war eine wesentliche Grundlage dafür.